Mailand ist in meinen Augen eine wunderschöne Stadt, in der ich mich gleich verliebt habe. Sie ist die Stadt der Mode und voller Eindrücke. Als ich das erste mal in Mailand war, versuchte ich viel von der Stadt zu sehen. Der zweite Besuch war schon etwas komplizierter, denn ich nahm mir vor, nach meinem Modedesign – Studium etwas zu kaufen. Eine Begleiterin fürs Leben. Ich rede von einer Handtasche. Klingt erst mal nicht wirklich interessant. Doch bis Heute ist die Story immer ein Lacher wert.
Es fing schon vor der Reise an. Eine fiese Erkältung bahnte sich an und es sollte diesmal eine lange Fahrt werden. Noch vor der 10 Stündigen Reise brachte ich mein Erspartes zur Bank und konnte es kaum abwarten die Reise anzugehen.
Um welche Tasche handelt es sich überhaupt ? Nach durchdachter Überlegung, sollte es die „Queen Margeret“ von Gucci sein. Sie ist aus schwarzem Leder und die verschließbare Schnalle ist eine goldene Biene mit Vintage Perlen. Während meines Abschlusses, klebte ich ein Foto von dieser Tasche an meinem Spiegel. Das Ziel starrte mich jeden Morgen an. Beim Packen nahm ich das Foto mit und hoffte mit der Dreidimensionalen Version zurück zu kommen.
Die Autofahrt war lang, aber schön. Das durchqueren der Alpen ist ein unvergesslicher Anblick für alle Stadtmenschen da draußen. Bei der Ankunft war es mir wichtig, sofort den Laden zu stürmen, denn mein vorheriger Anruf, brachte mir leider nicht viel Erfolg. Ich wählte die Boutique in der Galeria Vittorio Manuele. Die Security öffnete die Tür und ich bemerkte schnell, wie voll der Laden ist. Eine bestimmte Gruppe Touristen, war gerade dabei einen Großeinkauf zu starten.
Eine Dame kam auf mich zu, ich kam ihr jedoch mit meiner Frage zu vor. Sie verschwand und kam mit leeren Händen wieder. ”Diese Tasche haben wir nicht, es gibt nur noch zwei Exemplare in ganz Europa“ Ein Herr gesellte sich dazu und kam mit der Python Version zu mir und versuchte sie mir an zu drehen. „Schauen sie, es ist die selbe Tasche, aus schwarzem Python Leder, nur ein paar Tausend Euro mehr.“ Mein Herz rutschte mir in die Hose. Was habe ich mir da eingebrockt. „Nein, ich möchte die schlichte Version“. Ich bat der Dame, die Tasche in den Laden liefern zu lassen und das war auch möglich. Sie müsste einen Tag vor Abreise geliefert werden. Für einen kurzen Moment war ich überglücklich.
„Zahlen Sie bar oder mit Karte?“ Ab dieser Frage ging nur noch alles schief. „Mit Karte“ war meine Antwort. Der Zahlvorgang wurde gestoppt. EC Karten funktionieren hier nicht. Ich brauche eine Kreditkarte. Leider besaß ich zu dem Zeitpunkt keine Kreditkarte. „Können sie bar Zahlen?“ war Ihre Frage. Ich hatte das Bild vor Augen, wie ich das Geld einzahlen ließ und in dem Moment hatte ich keinen Zugang darauf. „Nein, in dem Moment nicht“. Die Dame sagte, ich solle mir es auszahlen lassen. Mir war schon klar, dass das nicht funktionieren wird. Ich verließ die Boutique und spazierte zu einer italienischen Bank. Obwohl ich die Reaktion kennen würde, ein Funken Hoffnung war da. Natürlich zahlt mir Niemand so eine Summe aus. Ich rief meine Bank an und die gleiche Antwort war zu erwarten. Ich schaute mich um und beobachtete die Menschen, die von Laden zu Laden stolzierten. Für diese Menschen war alles einfach. Nur ich wollte mich für meine Arbeit in den vorigen Jahren belohnen. Aber es ging nicht.
Ich hatte einen Plan B. Aber diesen Plan mochte ich überhaupt nicht. Ich fragte meinen Vater, der auch vor Ort war, seine Kreditkarte nutzen zu dürfen. Wie hört sich das an? Das Mädchen läuft zu Papi und das Problem ist gelöst. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Mädchen und in dem Moment fiel es mir besonders schwer. Mit dieser Karte sollte das Hotel bezahlt werden, aber er gab sie mir.
Ich ging zurück in die Boutique, die Freude ist etwas verflogen. Die Dame war zufrieden, denn sie bekommt ja ihre schicke Provision. Nur machte ich einen Fehler, der mir später zum Verhängnis wurde. Ich gab schließlich meinen Namen an und nicht die meines Vaters. Alles verlief gut. Ich verließ den Laden, aber ich merkte, irgendetwas stimmt nicht. Zurück im Hotel erreichte eine Nachricht meinen Vater. Die Kreditkarte wurde gesperrt. Eine hohe Ausgabe unter anderem Namen im Ausland wurde festgestellt. Bei der Kombination nicht verwunderlich. Ok, das wars. Was habe ich angerichtet. Der erste Tag in meiner liebsten Stadt und dann das. Nach einem Telefonat mit dem Kreditinstitut, konnte das Problem behoben werden. Die Karte wurde entsperrt. Ich dachte in dem Moment, das wars mit der Tasche. Die Sperrung hat bestimmt den Zahlvorgang abgebrochen. Falls es doch geklappt hat, war es mir wichtig, das Geld meinem Vater sofort zu überweisen. Da schlich sich das nächste Drama an. In der Aufregung vergaß ich was? Genau, meinen Pin. Ich war mir so sicher, aber nein. Nach dem zweiten Versuch, rief ich mal wieder wo an? Genau, bei meiner Bank. Ich schilderte das Problem und man gab mir die Chance drei Fehlversuche zu riskieren. Danach müsse ich aber in die Filiale kommen, um es zu entsperren. „Ich befinde mich im Ausland!“ Das ist nicht machbar. Er beruhigte mich. „Wir machen das zusammen“. Schön, nur telefonierte ich mit dem hübschen Gerät, das alles regeln soll. Ich rufe erneut an.
Dritte Eingabe. Gesperrt. Als ich die Nummer wieder wählte, meldet sich natürlich eine andere Person. Erneut schilderte ich das Problem. „Kennen sie Jemanden, der Zugriff auf Ihre Pin hat?“ Die Personen sind mit mir im Ausland. Ich merkte ein Plan C schlich sich an. Jemand muss in die Wohnung und an meinen Ordner ran. Ich rufe meinen Onkel an. Ich bat ihn, den Wohnungsschlüssel von meiner Oma zu nehmen, um mir diesen Gefallen zu tun. Er machte es. Ich zog mehr Leute in das Problem rein, als erwartet. Trotzdem schien es zu funktionieren. Er hatte nur noch 1% Akku auf seinem Handy, dennoch konnte er mir meine Pin vermitteln. Halleluja! Ich überwies das Geld und vergaß dabei die Tasche. Hauptsache die Probleme sind beseitigt. Erschöpft ging ich schlafen und versuchte mich in den nächsten Tagen abzulenken, ohne zu wissen, dass die Tasche wirklich in meine Hände gelangen wird.
Was ich brauchte, war ein Ort, um zur Ruhe zu kommen.
Corso Como, das ist es. Mein Lieblingsort in Milano. Wenn es etwas gibt, um die Gedanken frei zu lassen, dann ist es Corso Como. Es befindet sich mitten in der Stadt. Aber wovon spreche ich? Viele würden es gar nicht erst bemerken und vorbei gehen aber nicht ich. Zwischen ein paar Geschäften und Restaurants befindet es sich. Ein kleiner geheimer Durchgang und an der Wand mit Mosaiksteinen beschrieben steht: „Corso Como“. Plötzlich ist man umgeben von Pflanzen und ein zarter Duft von Kaffee ist wahrzunehmen. Links befindet sich der Eingang für eine Boutique mit Designerstücken. Bekannte Marken sind dabei aber auch unbekannte, avantgarde Stücke sind zu betrachten. Als Erinnerung, kaufte ich mir einen Button mit dem Symbol von Corso Como. Rechts daneben befindet sich das Cafe. Es ist nicht laut, sondern ruhig mit leiser italienischen Musik im Hintergrund .
Ich fühlte es. „Dolce far niente“.
Ein Satz, den ich aus dem Buch „Eat Pray Love“ aufgriff, als der Charakter Liz in Kapitel Eat in Italien lernte, nichts zu tun. Es heißt übersetzt
„Das süße Nichtstun“.
Eine Etage höher befindet sich eine Kunstgalerie. Für mich ist es Balsam für die Seele. Weiße Wände, umgeben von Ausstellungen verschiedener Künstler. Neben an ist ein kleiner Laden mit den dazugehörigen Büchern. Es sind die der Künstler und über diesen wunderbaren Ort. Auch das Interieur für das optische Auge ist nicht zu übersehen. Am Ende der Galerie, führt der Weg zu einer schmalen Wendeltreppe nach oben auf die Dachterrasse. Dort befindet sich kaum jemand. Ein großer, blau weißer Mosaik Tisch, ein paar Sitzplätze, Palmen und die Sicht auf die Fenster der anderen Häuser. Kombiniert mit der wohl warmen italienischen Sonne.
„Dolce far Niente“.